Mit sage und schreibe 3:0 (25:20, 25:15, 25:17) schickte am Samstagabend vor einer stattlichen Kulisse der Regionalligaaufsteiger TG Bad Waldsee den amtierenden Meister SG MADS Ostalb geschlagen nachhause. Große Freude herrschte nach Spielende im Publikum und bei den TG-Verantwortlichen, während die Männer von der Ostalb Erklärungen für ihr schlimmes Abschneiden suchten. Auf Seiten der Gastgeber wird man sich schwer tun, dieses sehr klar aussehende Ergebnis richtig einzuordnen. Man erlebte auf Seiten der Ostälbler eine ganze Reihe guter bis sehr guter Volleyballer, wenngleich klare Schwächen im Zuspiel ausgemacht werden müssen. Vor allem aber vermisste man bei den Gästen die mannschaftliche Geschlossenheit. Diese wirkte sich in Teilen des Duells manchmal fast lähmend für das Spiel des Meisters aus. Einzig im Aufschlagbereich überzeugten die Gäste.
Dem gegenüber setzte die TG Angriffsschwung und Nervenstärke. Jeder der eingesetzten TG-Cracks brachte seine vollen Möglichkeiten ins Spiel, einige durchaus auch noch mehr. Will man aus der geschlossenen Mannschaftsleistung einen herausheben, so gilt dies in diesem Match für Kapitän und Außenangreifer Jan Herkommer. Es könnte sein bestes Spiel in den TG-Farben gewesen sein, das er an diesem Abend auf’s Parkett legte. Ein einziger Aufschlagfehler steht zu Buche, alles andere, Annahme wie Punktequote im Angriff gelangen ihm fast hundertprozentig. Die ganz große Stärke auf TG-Seite aber zeigte sich in der Defensive. Was in der Abwehrarbeit geleistet wurde, brachte die Beobachter immer wieder zum Staunen. Auch Bälle, die vom Block nicht aufgehalten werden konnten, gerieten meist zur Beute der TG. Nur selten gelang es den Gästen, einen Ball klar auf den Boden der TG zu platzieren.
Andererseits zeigte sich dieTG-Annahme mit Hannes Lampert, Jan Herkommer und Libero Pascal Eisele sehr stabil, was den TG-Spielaufbau in Gestalt des Zuspielers Simon Scheerer beflügelte. Ihm gelang es ein um’s andere Mal, die Angreifer mit schnellen und präzisen Pässen freizuspielen. Diese nahmen die Vorlagen dankend an, ob es sich nun um Pirmin Dewor auf der Diagonalen, um die Außenangreifer oder die jungen Mittelblocker Simon Bergmann und Tim Knaus handelte. Beide brillierten zusätzlich mit Nervenstärke und mit für ihr junges Alter eiskalter Abgebrühtheit. Längere Einsätze der Einwechselspieler Lucas Romer und Axel Bloching ermöglichten den Akteuren ein gewisses Durchschnaufen, brachte den Spielfluss aber nicht ins Stocken. Hier konnte Trainerin Evi Müllerschön erfreuliche Erkenntnisse gewinnen.
Im Eingangssatz hatte sich keine Mannschaft entscheiden absetzen können, wenngleich bei 10:13 ein kleiner Vorsprung der Gäste zu verzeichnen war. Doch gelang es den Einheimischen schnell und hart zu reagieren, wobei sich beim Stand von mittlerweile 17:14 der Gästecoach zu seiner ersten Auszeit gezwungen war. Diese fruchtete, die SG konnte wieder ausgleichen, hatte aber in der Folge dem Angriffsdruck der TG nahezu nichts mehr entgegenzusetzen. Ein hoch verdienter Satzgewinn, der in der Folge eine noch deutlichere Überlegenheit der Gastgeber nach sich zog.
In diesem zweiten Spielabschnitt schlich sich ins Spiel der Gäste eine immer mehr um sich greifende Unordnung, freilich ausgelöst durch einen unwiderstehlichen Angriffswirbel der TG. Die wenigen gut aufgebauten Offensivbemühungen der Gäste versandeten entweder am stabilen Bad Waldseer Block oder in der aufopferungsvollen Abwehr der Platzherren. Ein Aufschlagsass des jungen Bergmann setzte einen Schlusspunkt unter Teil zwei der Veranstaltung.
Nach zwei gewonnenen Spielabschnitten fragte man sich auf den Rängen, ob es wohl wieder so kommt wie in den zwei abgelaufenen 3:2 Erfolgen in eigener Halle. Beides Mal musste die TG Einbrüche in Satz drei verkraften, die schlussendlich in den TieBreaks landeten. Nichts dergleichen an diesem Abend. Zwar wehrten sich die Ostalb-Männer zu Satzbeginn mit aller Kraft, konnten aber von einer leichten Schwächeperiode der TG zur Satzmitte nur bedingtt profitieren. Als spielentscheidend erwiesen sich die Anweisungen der TG-Trainerin, die in dieser kritischen Phase die richtigen Maßnahmen traf. Befeuert durch clever gesetzte Aufschläge von Hannes Lampert setzte sich die TG in der Folge immer deutlicher ab. Lucas Romer, eingewechselt um aufzuschlagen, setzte den Erfolgskurs fort, während Jan Herkommer mehrere Angriffe durch erfolgreiches Blockanschlagen vollendete. Bezeichnend für den ganzen Spielverlauf geriet die Schlussszene, als nach einem Aufschlag von Jan Herkommer auf SG-Seite ein fatales Durcheinander herrschte, das schließlich den ersten Matchball der TG erfolgreich zum Abschluss brachte.
Eine überaus glückliche Evi Müllerschön stammelte fast überwältigt: „Wir haben ein Zeichen gesetzt.“ Es ist der Mannschaft zu wünschen, nach diesem klaren Erfolg nicht abzuheben und auf dem Boden der harten Regionalligarealitäten zu bleiben.
Franz Vogel