TG wirft Drittligisten Rottenburg aus dem Rennen

Unerwartet klar erreichen die Kurstädter das Halbfinale im VLW-Pokal
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Beim 3:0 (25:20, 25:15, 25:17) Sieg über den Drittligisten TV Rottenburg II zeigte sich die Mannschaft von Trainerin Evi Müllerschön von ihrer Schokoladenseite. Dieses Viertelfinale geht sicherlich in die Annalen der TG-Volleyballabteilung ein, erstmals gelang einer TG-Mannschaft der Einzug ins Halbfinale des Württembergischen Pokalwettbewerbs. Das Halbfinale wird vermutlich in Stuttgart im Rahmen eines Finalfour – Turniers ausgespielt.

Verwundert rieben sich die 120 Zuschauer die Augen, vor allem jene, die noch vor Wochenfrist die traurige Vorstellung durch nahezu dieselben Spieler mit erleiden durften. An diesem Freitagabend stand tatsächlich ein Team auf dem Feld, das die Bezeichnung Mannschaft verdient.

Mit einem Kampfgeist, der mit aufopferungsvoll nur unzureichend beschrieben ist, mit Coolness in so manchen kritischen Situationen und durch ein Leistungsniveau, das über die gesamte Spieldauer von 75 Minuten nie einbrach, stellten sich Müllerschöns Männer dem anscheinend übermächtigen Gegner. Dieser ließ in manchen Szenen seine Klasse durchblitzen, scheiterte jedoch schlussendlich an seinen Nerven, an seinem Ungestüm und auch an seiner Disziplinlosigkeit.
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Auf der Gegenseite schienen die Gastgeber sich Großes vorgenommen zu haben und brachten ausnahmslos ihre Leistung, gepaart mit Ernsthaftigkeit, Spielwitz und Konsequenz in allen Spielphasen. Ob eine akzeptable Annahme bei den gegnerischen Aufschlägen gefragt war, schafften dies Libero Pascal Eisele und die Annahmespieler Axel Bloching, Lucas Romer und der erstmals in dieser Saison aufgebotene Jan Herkommer nahezu fehlerlos. Letzteren drei gelangen in der Offensive herrliche Schmetterschläge und bei Bedarf clevere Lobs, die ein um’s andere Mal unerreichbar für die Bischofstädter den Rottenburger Boden fanden.

In der Mitte des Netzes gelang Routinier Manuel Perner ein tadelloser Auftritt, so solide gestaltet, dass seine Kollegen Simon Bergmann und Christian Romstedt sich nicht hintanstellen wollten. Gewohnt aufschlagstark und bei Schnellangriffen hellwach präsentierte sich Ralf Sauerbrey.

Sein bestes Spiel dieser Spielzeit lieferte Diagonalangreifer Pirmin Dewor ab, dem in engen Spielständen immer wieder ein krachender Schmetterball gelang, der das Konzept des TV gehörig durcheinander brachte. Zur zentralen Figur im Getriebe der TG entwickelte sich in diesem Spiel mehr und mehr Zuspieler Simon Scheerer. Sein Spiel als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive führte zum erfolgreichen Zusammenwirken aller Mannschaftsteile. Solches erledigte Scheerer mit einer überragenden Laufleistung und seinem klaren Zuspiel auch aus schwierigsten Positionen. Die Zahl seiner erfolgreichen Aufschläge war Legion. So besonders im zweiten Satz, als ihm nicht weniger neun Aufschläge gelangen, die zum Satzendstand von 25:15 führten.
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Zuvor hatten beide Mannschaften sich im Auftaktsatz zunächst abgetastet, wobei der TG ein leichter Vorsprung gelang, den sie langsam aber immer sicherer auszubauen verstand. Bis dorthin konnte man den Eindruck gewinnen, die Rottenburger Drittligisten würden abwarten, um danach unbarmherzig zurückzuschlagen. Doch so einfach wollten es die Gastgeber nicht abtun, hielten mit Macht dagegen und brachten den ersten Teil des Spiels am Ende sicher ins Ziel.

Satz zwei war geprägt von Unsportlichkeiten der Gäste, die im Frust ihres nicht klappen wollenden Spiels ihren Unmut am Schiedsrichter ausließen und auf diesem Wege zwei rote Karten kassierten, die weitere zwei Punkte kosteten. Auf TG-Seite behielt man erfreulicher Weise die Ruhe und sammelte bei jeder Gelegenheit die nötigen Punkte zum Satzgewinn.

Durchgang drei spielte sich in einer etwas unwirklichen Atmosphäre statt, zu sehr waren die Fans gebannt von der Riesenüberraschung, die plötzlich in der Luft lag. Allzu frühzeitig schienen die Gäste zur Brechstange zu greifen, was ihr Angriffsverhalten durchsichtiger gestaltete. Die Blocks der TG und die erstklassige Verteidigung der Gastgeber ließen dem Gegner nur noch wenig Entfaltungsmöglichkeiten und so kam es, wie es für die Favoriten hätte nicht kommen sollten. Sie streckten gegen Ende die Waffen, bezwungen von einem Team, das an diesem Tag ein kleines bisschen Geschichte schrieb.
Von Franz Vogel