Im Nachholspiel setzte es eine verdiente 1:3 (25:15, 22:25, 24:26, 25:27) Heimniederlage der Volleyball-Oberligisten gegen den TSV Schmiden
Von Franz Vogel
Eine bitterböse Überraschung hielten die TG-Volleyballer ihren Fans am Freitagabend in der Sporthalle bereit. Jene waren zum fälligen Nachholspiel gegen den Tabellenletzten aus der Stuttgarter Vorstadt in großer Zahl gekommen, um am beabsichtigten Vorhaben des Erreichens der Tabellenspitze teilzuhaben. Dieses Ziel zu erreichen schien zunächst fast eine Formsache zu sein, war dieses auch – allerdings nur exakt 25 Minuten.
Im Schnelldurchgang hatten die Tabellenzweiten den ersten Durchgang für sich entschieden. Für den nicht einsatzfähigen Jan Herkommer war Axel Bloching ins Team gerückt, im Annahmeriegel begleitet von Lucas Romer und Libero Pascal Eisele. Auf den Mittelpositionen waren Routinier Manuel Perner und Youngster Simon Bergmann aufgelaufen, während Pirmin Dewor als Diagonalspieler die Aufgabe des Hauptangreifers zu erledigen hatte. Die zentrale Aufgabe des Zuspielers erledigte der sichtlich grippegeschwächte Simon Scheerer. Nahezu ohne Probleme erspielte das Team den Satzerfolg und so schien es nur eine Frage der Zeit, wie schnell die Spielpartner aus dem Unterland die Waffen strecken würden.
Es mag berechtigte Rücksicht auf die Gesundheit des Zuspielers gewesen sein, die Trainer Peter Gropper dazu bewegte, Scheerer auszuwechseln, die Mannschaft in entscheidenden Positionen zu verändern, um auf diese Weise zu versuchen, möglichst unfallfrei zum Sieg und zur Tabellenspitze zu gelangen. Bis zum Stand von 4:4 in Durchgang zwei schien das Vorhaben zu klappen, dann aber erkannten die Spielpartner auf der anderen Netzseite die schlagartig auftretenden Schwächen der weißschwarzen Gastgeber.
Eine Defensive, deren Verhaltensweisen mit dem Attribut unordentlich nur unzureichend beschrieben ist, unzulängliches Annahmeverhalten, der daraus resultierende planlose Aufbau und eine seit längeren Zeiten nicht mehr erlebte Unentschlossenheit, ja Ängstlichkeit bei den Angriffen – wie von allen guten Geistern verlassen stolperte die TG dem immer größeren Vorsprung des Tabellenletzten hinterher. Ein bescheidenes Aufbäumen zu Satzende ließ das Ergebnis etwas milder erscheinen, der Verlust des zweiten Satzes war dennoch nicht zu verhindern.
In der Folge brachte Gropper in buntem Wechsel sein gesamtes Aufgebot zum Einsatz, ohne jedoch die Dinge entscheidend zu TG-Gunsten verändern zu können. Obwohl das Schmidener Team im dritten Teil des Spiels meinte, sich mit dem zugegebener Maße sehr kleinlichen Schiedsrichter anlegen zu müssen und zwei Punkte durch gelbe und rote Karten verlor, gelang es der TG nicht, wieder nachhaltig Fuß zu fassen. Im Gegenteil. Nach wenigen Minuten zeigte der Spielstand mit 12:20 überaus deutlich die Schmidener Überlegenheit. Die alte Volleyballweisheit, man solle niemals einen Gegner durch eigene Schwächen stark spielen, feierte ungute fröhliche Urständ.
Auf welche Weise sich in der Folge die TG allerdings herankämpfte, um doch noch das Steuer herumzureißen, gehörte zu den wenigen Pluspunkten für die Kurstädter an diesem gebrauchten Abend. Ein sehenswerter Einzelblock des jungen Simon Bergmann hatte diese Aufholjagd mit dem 24:24 gekrönt. Die Halle kochte und Hoffnung keimte auf – brutal zerstört durch zwei unklare Netzsituationen, bei denen die TG nicht ganz ohne eigene Schuld das Nachsehen hatte.
„Dieses Spiel kannst du nur über die Beine gewinnen“, sagte einer in Ehren ergrauter treuer Anhänger der Mannschaft und wollte damit an das unbedingte Aufbäumen, an das „über den Kampf zum Spiel“ erinnern. Sein Appell blieb ungehört. Zwar gestaltete sich der Verlauf des finalen Satzes stets knapp, doch gegen Ende schien die wochenlang herrschende Lockerheit und Nervenstärke wie weggeblasen. Sämtliche Volleyballbinsenweisheiten erfüllten sich an diesem Abend unter anderem auch, dass Volleyball mehr im Kopf, als mit dem Arm entschieden wird.
Hatten die Kurstädter den Gegner ihren vermeintlich schwachen Gegner unterschätzt oder erwies sich die Umstellung des Teams als zu schwierig? Die Antworten der nächsten drei Wochenenden werden spannend. Bereits am Samstag stehen die TG-Männer in Stuttgart beim Tabellenersten in der Halle. Mag der desolate Auftritt vom Freitag ein Warnschuss zur rechten Zeit gewesen sein.
Es spielten: Simon Scheerer, Julian Niedermaier, Axel Bloching; Lucas Romer, Manuel Perner, Simon Bergmann, Ralf Sauerbrey, Pirmin Dewor, Pascal Eisele.