Mit einem äußerst knappen 3:2 (25:18, 25:22, 17:25, 22:25, 15:13) hatten die Gastgeber die Nase vorn in einem Spiel, das in der Schlussphase an Spannung und Dramatik nicht mehr zu toppen war. Wieder waren es an die 150 Zuschauer, die engagiert und lautstark den dritten Heimsieg ihrer Mannschaft in Folge begleiteten. Hatte man nach den ersten beiden Durchgängen mit einem eher kurzen Spiel und einem klaren Erfolg der TG gerechnet – zumindest ihn erhofft – gerieten die Weißschwarzen in der Folge gehörig ins Schlingern und mussten alle mentalen Kräfte aufbieten, um das Schlimmste zu verhindern.
Als sehr üble Erfahrung im Volleyball gilt, wenn eine Mannschaft, zu Hause zumal, die ersten beiden Sätze beherrscht, um danach das Zepter aus der Hand zu geben und die nächsten zwei Spielabschnitte abzugeben. Es gehört eine Menge an Motivationskunst seitens der Trainerin, ein unbeugsamer Siegeswille der Mannschaft, vielleicht auch ein hoch engagiertes Publikum dazu, um ein derartiges Spiel noch aus dem Feuer zu reißen. Ersteres gelang Evi Müllerschön, wobei sie allerdings gehörig an Nervensubstanz aufzubringen hatte. So konnte sie durchaus nicht mit der Leistung aller ihrer Schützlinge über das ganze Spiel hinweg zufrieden sein, was sich an der Zahl ihrer geforderten Auszeiten und Einwechslungen unschwer erkennen lässt.
Für die Fans auf den Rängen jedoch war es ein Kampfspiel voller Rasse und Hochspannung, letztendlich mit dem erfreulichen Ausgang für die TG. Solcherart konnte man am Ende der 135 Minuten dauernden Marathonbegegnung aus Zuschauermund immer wieder hören. Für Volleyballästheten fehlte die ganz große Spielkunst, dazu gaben sich an diesem Tag die Akteure einerseits zu ungestüm (Freiburg), andererseits zu unterschiedlich in Annahme und Spielaufbau (TG).
Lange hatten zu Spielbeginn die Gäste gebraucht, um sich in der für sie unbekannten Halle zurecht zu finden. Mit starken Aufschlägen setzte die TG erste Ausrufezeichen und brachte die Annahme der Badener in Bedrängnis. Deutlich führte die TG bis Satzmitte, als sich das Spiel beim Stand von 14:13 zu drehen schien. Erstmals griff zu diesem Zeitpunkt Trainerin Evi Müllerschön ein, um in einer Auszeit die Dinge wieder zu klären. Es ist ihr gelungen, denn in der Folge setzte sich der Sturmlauf der Gastgeber fort, nicht zuletzt durch brachiale Diagonalangriffe über einen klug bedienten Pirmin Dewor. Bei den Gästen erzielte Ex-TG-Mann Florian Neubrand ebenfalls immer wieder Punkte, ohne jedoch den verdienten Satzerfolg der TG verhindern zu können.
In Akt zwei sahen sich die Platzherren mit 3:9 sehr schnell im Hintertreffen, nachdem sich die Defensive der FT Freiburg deutlich verbessert hatte. Doch beim 15:15 hatte sich die TG herangekämpft, als sich im Spiel der FT das jugendliche Ungestüm und ein etwas unbeherrschter Trainer entscheidend auswirkten. Zwei rote Karten, was jeweils einen Punktverlust bedeutet, warfen die Freiburger zum Stand von 24:19 deutlich zurück. Eine erfolgreiche Serviceserie des Freiburgers Tim Frings brachte die FT noch einmal heran, doch erzwang ein präziser Aufschlag von Hannes Lampert den Satzgewinn für die TG.
Bis zum Stand von 17:17 ging es im dritten Satz ausgeglichen hin und her. Doch setzten sich schließlich die Angreifer der FT immer besser in Szene und zeichneten für den dann doch sehr deutlichen Satzgewinn von 25:17 verantwortlich. In diesem Schlussteil des dritten Satzes ließ die TG nahezu alle ihrer Tugenden vermissen, weder Einwechslungen noch Auszeiten fruchteten.
Der vierte Teil des Abends sah zunächst wieder die TG in Front, doch FT-Trainer Florian Schneider setzte nun auf Erfahrung und Routine. Der 2,08 Hüne Paul Botho machte dem anderen ehemaligen TG-Crack Tobias Aichroth Platz. Dieser brachte Ruhe und Linie in das Freiburger Spiel, was unter anderem druckvollere Aufschläge und einen überlegten Spielaufbau zur Folge hatte. Auch gelangen den FT-Angreifern überaus harte und präzise Schmetterbälle, die den Satzausgleich herbeiführten.
Gerne hätten die Gastgeber auf einen TieBreak verzichtet, standen sie doch gehörig unter Schock aufgrund der vergebenen Siegesmöglichkeiten. So hatten sie sich auch gehörig zu schütteln, um wieder entscheidend ins Spielgeschehen eingreifen zu können. Erst beim 2:6 Rückstand nahm endlich auf Seiten der TG Youngster Simon Bergmann sein Herz in beide Hände in Form von cleveren Aufschlägen, die wieder Unruhe in den Freiburger Reihen auslösten. Beim Stand von 7:8 wechselten die Teams zum letzten Mal die Seiten. Deutlich spürte man den körperlichen und nervlichen Kräfteverschleiß aller Spieler. Letzteres gab den Ausschlag. Als die insgesamt doch abgezocktere Mannschaft erwies sich in der entscheidenden Schlussphase die TG und erreichte ein fast beruhigendes 13:11. Noch einmal hielt Aichroth auf FT-Seite dagegen zum Shootaut-Stand von 13:13. Jetzt war die Spannung nicht mehr zu steigern, der Druck auf die Spielernerven schier unerträglich. Ein geglückte Netzszene Pirmin Dewors brachte der TG schließlich den Matchball. Ein Block, der den harten Freiburger Angriffsball wieder auf dessen Boden brachte, beendete das Drama. Für beide Mannschaften gibt es genügend zu tun, denn beide werden in dieser starken Liga gehörig um den Klassenverbleib zu kämpfen haben.
Bericht: Franz Vogel / Fotos: Heiko Stein