Nicht allzu viel Mühe hatte der TV Rottenburg II bei seinem 3:0 (25:19, 25:21, 25:22) Heimerfolg gegen den letztjährigen Oberligameister und Regionalligaaufsteiger TG Bad Waldsee. Für die erstmals in den Stadtfarben weiß-schwarz auflaufenden Kurstädter gab es in der Bischofsstadt ein bitteres Erwachen aus den Träumen vergangener Oberligazeiten. Noch ist die Mannschaft nicht in der neuen Spielklasse angekommen. Zumindest diese Lehre wird sie aus dem eindeutig verlorenen Match ziehen.
Trainerin Evi Müllerschön hatte es im Vorfeld gewusst: „Jeder einzelne der TG-Spieler besitzt zweifellos Regionalligavermögen. Allerdings muss jeder dieses Potenzial hundertprozentig abrufen. Nur dann können wir mithalten.“ Sie sollte Recht behalten. Im Grunde konnte man mit der sportlichen Leistung und der mentalen Ausstattung keines TG-Kämpen zufrieden sein. Allenfalls mit der kämpferischen Einstellung stimmte es halbwegs, doch auf dem Niveau der Regionalliga wird das bei weitem nicht reichen.
Auf der anderen Netzseite stand ein teils routinierter, teils junger Gegner, dessen Auftreten von reichlich Frische und Fröhlichkeit gekennzeichnet war. Hier scheint sich eine ganz besondere Auffassung von sportlichem Erscheinen Bahn zu schaffen. Holt man sich das letztjährige Abschneiden des TV Rottenburg ins Gedächtnis – in letzter Minute wurde der Abstieg ganz knapp verhindert – erscheint die Leistung der TG noch mehr des Nachdenkens wert.
Dabei hatte es überraschend gut für die TG begonnen. Die ersten Bälle gelangen erfolgreich, eingeleitet durch Lamperts starke Aufschläge. 4:0 führte die TG, bis sich die Gastgeber eines Besseren besannen und Punkt um Punkt näher kamen. Der TV benötigte etwa zehn Minuten, um sich zu finden und das Spiel des Aufsteigers zu dominieren. Ab Mitte desersten Durchgangs war klar, wer Herr in der riesigen Halle ist. Dementsprechend begleitete ein ebenso lautstarkes wie ausgelassenes Publikum das Geschehen auf dem Spielfeld. Mit deutlichem Abstand endete der erste Satz zu Gunsten des Bundesliganachwuchses.
Im zweiten Durchgang spielten die Platzherren noch zwingender und brachten viele Punkte zwischen sich und den Gegner, der phasenweise überfordert wirkte. Bevor sich allerdings ein Desaster anbahnte, gelang es Evi Müllerschön in der Auszeit beim Stand von 20:15 für Rottenburg die Ihren zum Aufbäumen zu motivieren. Plötzlich lief es im Spiel der TG, während die TV-Männer sich von dem vermeintlich sicheren Vorsprung einlullen ließen. Bis auf 23:21 kämpfte sich die TG heran. Hoffnung keimte beim kleinen Anhang der TG auf. Doch im Stil einer Mannschaft, die sehr genau um ihre Stärken und Lockerheit weiß, schlugen die Gastgeber zurück. Am Ende stand es 25:22 und die Chancen der TG schwanden sichtlich.
Der Schlussdurchgang erschien wie eine Doublette des ersten Satzes. Wieder ging die TG erfolgreich in Front und diktierte das Geschehen mit knapper Führung bis zum Stand von 12:13. Dann aber schienen die in rotschwarz gekleideten Gastgeber des Spielchens müde zu sein. Mehr und mehr brachten sie ihren riesigen Hauptangreifer ins Geschehen, der erbarmungslos seine gewaltigen Schmetterschläge auf den Boden des TG-Feldes brachte. Sicherer, als der Satzendstand es ausdrückt, brachte der TV Rottenburg sein erstes Spiel der neuen Saison zum erfolgreichen und hoch verdienten Ende.
Zwei Wochen hat Trainerin Müllerschön nun Zeit, in intensivem Training die erkannten Schwachstellen der TG auszumerzen. Dies erscheint bitter nötig, will man die Mission des angestrebten Klassenerhalts nicht schon frühzeitig in Frage stellen.
Bericht: Franz Vogel
TG-Aufgebot: Simon Bergmann, Axel Bloching , Paul Breyer, Pirmin Dewor, Pascal Eisele, Jan Herkommer, Tim Knaus, Hannes Lampert, Lucas Romer, Ralf Sauerbrey, Simon Scheerer
Trainerin Evi Müllerschön, Physio Carolin Buschbacher