TG Bad Waldsee Volleyball erkämpft sich die Tabellenspitze der Oberliga

TG Bad Waldsee erkämpft sich die Tabellenspitze der Oberliga
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In einem denkwürdigen Match bezwingt die TG Spitzenreiter TSV Stuttgart II mit 3:1 (29:27, 26:24, 15:25, 25:23)

von Franz Vogel

Der Spieltag des vergangenen Wochenendes hat das Tabellenbild der Volleyballoberliga Württemberg gehörig durcheinander gewirbelt. Als neuer Tabellenprimus konnten die Männer aus der Kurstadt mit Stolz und Freude nach Hause fahren. Hatten sie doch den Regionalligaabsteiger und Tabellenführer in dessen eigener Halle bezwungen. Dabei hatte dieser nicht etwa geschwächelt, vielmehr hielt er über weite Strecken des hochklassigen und rassigen Duells mit Macht gegen die wie entfesselt auftretenden Oberschwaben dagegen. Ein eher knappes Ergebnis, in der Summe aber hochverdient für Peter Groppers Truppe, die sich künftig als die Gejagte der Liga empfinden darf.

Diese weite Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt. Nicht nur weil wir gewonnen haben, vielmehr haben wir ein superspannendes Spiel erleben dürfen.“ Soweit das Resumee einer Spielermutter, die als eine von sage und schreibe neun Waldseer Schlachtenbummlern in der Vaihinger Sporthalle dem ungewöhnlichen Geschehen beigewohnt hatte. Und in der Tat. Es hatte sich Duell auf Augenhöhe abgespielt, gespickt mit allen Zutaten, die den Volleyballsport so attraktiv gestalten: Technische Kabinettstückchen, unnachgiebiger Kampfgeist aller Beteiligten, krachende Angriffsbälle, clevere Zuspielertricks, aufopferungsvolle Abwehrarbeit – ein echtes Spitzenspiel eben, geleitet von einem soliden unauffälligen Schiedsgericht mit stets konsequenter Linie.

Schwer taten sich die Gäste ins Spiel zu finden. Als steckte die ungute Erfahrung des letzten Heimspiels in den Knochen, lief minutenlang überhaupt nichts zusammen. Gerne nahmen dieses die Exregionalligisten an, um ein überzeugendes, sehr schnelles Angriffsvolleyball zu zelebrieren. Deutlich gingen als logische Konsequenz die Gastgeber über 6:1 und 12:6 in Front. Lediglich einige wenige gelungene Angriffe von Pirmin Dewor und Jan Herkommer standen bis dahin zu Buche. Dann allerdings drehte sich das Blatt und zur Satzmitte hatten die TG-Mannen den Schlüssel zum Geschehen gefunden.

 

Bei seinen Auszeiten muss Peter Gropper den Seinen klar gemacht haben, dass mit Softangriffen ist hier gar nichts zu holen sein wird. In der Folge trat die TG ungemein aufschlagsstark auf, hier zeichneten sich ein um’s andere Mal Simon Scheerer und vor allem Ralf Sauerbrey aus. Nahe kämpfte sich Weißschwarz nach und nach heran, sah sich aber bis zum Stand von 24:24 vier Satzbällen der Stuttgarter gegenüber. Das Finale dieses Durchgangs war in der Folge an Spannung nicht mehr zu toppen. Wieder war es Sauerbrey, der, kühl bis ans Herz, seine Aufschläge über 30 Meter den Stuttgartern ins Feld legte und am Ende durch einen meisterhaften Block den endgültigen Satzerfolg sicherte.

Etwas zu knabbern hatten die Platzherren schon etwas an diesem Wahnsinnsdurchgang, doch fanden sie nach einem Drittelsatz durch ihr gut organisiertes Angriffsspiel zu alter Stärke zurück. Nach stets wechselnden Führungen stand es schließlich 24:20, der zweite Spielabschnitt schien damit eine sichere, auch nicht unverdiente Beute der Einheimischen zu werden. Wieder waren es die unberechenbaren Sauerbrey’schen Aufschläge und vehemente zwingende Schmetterbälle von Pirmin Dewor, die auch diesen Spielabschnitt der TG einbrachten.

Eine solche 120-Prozentleistung kann kein Amateurteam drei Sätze lang abliefern. Diesem Gesetz musste sich die TG beugen und verlor in der Folge den roten Faden gänzlich. Mit Axel Bloching und Kai Wilson setzte Gropper in dieser Phase weitere Spieler ein, vergebens, auch wenn der Kampfgeist unbestritten war, der am Ende das Satzergebnis erträglich gestaltete.

Abschnitt vier dieses außergewöhnlichen Zweistundenmatches sah noch einmal eine kampfbereite TG, die alle ihre Trümpfe ausspielte. Das jetzt sichere Annahmeverhalten der Defensive mit Valentin Marth, Jan Herkommer und Lucas Romer, letzterer darüber hinaus mit einer ganzen Serie klug getimter Angriffsbälle, legte den Grundstein zu einem geordneten Aufbau. Zuspieler Simon Scheerer gab alles, was der nach seiner Krankheit an Kraft und Willen aufbieten konnte und fütterte seine Angriffsspieler immer wieder mit verwertbaren Vorlagen. Sowohl die Mittelblocker Manuel Perner und Ralf Sauerbrey, wie auf der Diagonalen Pirmin Dewor nahmen diese Chancen erfolgreich an. In einem Ambiente knisternder Spannung war es nach vergebenem Satzball des TSV Pirmin Dewor vorbehalten, nach einem Bilderbuchspielzug den entscheidenden Ball auf des Gegners Feld zu schmettern.

Jetzt steht die TG auf Platz eins. Und schon nächsten Samstag stellt sich der Tabellendritte TSV Stuttgart III in Bad Waldsee vor. Das Duell mit der Landeshauptstadt dauert an.

 

Das Aufgebot der TG: Lucas Romer, Simon Scheerer, Kai Wilson, Julian Niedermaier, Ralf Sauerbrey, Manuel Perner, Jan Herkommer, Axel Bloching, Valentin Marth, Pirmin Dewor.