Trotz Niederlage sind die TG-Volleyballer Oberligadritter
Von Franz Vogel
TG Bad Waldsee – TSV Bad Saulgau 2:3 (25:17, 24:26, 21:25, 25:16, 12:15)
Es war eines jener Spiele, in denen das unterlegene Team unter dem Strich mehr Punkte einfuhr als der Sieger. Verliert eine solche Mannschaft dennoch, lässt es auf den Spielverlauf zweierlei Schlüsse zu. Zum einen nutzte die siegreiche Mannschaft in entscheidenden Bigpointsituationen die Gunst der Stunde und stellte dabei die eigene Nervenstärke unter Beweis. Dieses demonstrieren in der Regel abgezockte, mit allen Wassern gewaschene Mannschaften. Deren Cracks gelten als überaus erfahren, woraus die Abgeklärtheit und ihre durch nichts zu beeindruckende Ruhe resultiert.
Zum anderen kann man vermuten, wie leichtfertig die unterlegene Mannschaft ihre Vorteile in Technik und Spielaufbau auf’s Spiel setzte, ganz einfach nicht in der Lage war, ihr an und für sich effizientes Spiel über längere Phasen durchzuhalten. Da die TG-Männer beileibe keine heurigen Hasen mehr sind und in dieser Oberligaspielzeit nicht zuletzt durch ihre Abgeklärtheit geglänzt haben, muss man mit Fug und Recht zweiteres mutmaßen. Dafür spricht in hohem Maß der Spielverlauf.
So ereignete sich die eigentlich spielentscheidende Phase zur Mitte des zweiten Satzes. Überdeutlich war die TG durch den Auftaktdurchgang marschiert und hatte mit ihrem druckvollen Spiel nach dem ersten Satzdrittel klar das Kommando übernommen. Ein klarer und vielleicht auch leichter Erfolg schien bereits im Bereich des Möglichen. So dachten wohl Fans und leider auch die Spieler. Umso mehr, als in Teil zwei des Nachbarduells die einheimische TG deutlich mit 15:10 führte und die Gäste ihre zweite Auszeit nahmen. Meinten die etwas euphorisierten Betrachter, es handle sich um einen Verzweiflungsakt der Saulgauer, mussten sie mit ansehen, wie die TG in Folge nicht weniger als sieben Fehler produzierte und sich schlagartig im Hintertreffen befand. TG-Auszeiten blieben ohne Wirkung und obwohl das Satzfinale heiß umkämpft war, behielten die Gäste nicht zuletzt auf Grund ihrer Kaltschnäuzigkeit knapp die Oberhand.
Ernüchterung hielt Einzug bei Weißschwarz, immer klarer entwickelte sich die Gewissheit, dass dieses Spiel kein Selbstläufer sein würde. Trotz eines über 50 Jahre alten Zuspielers – zugegebener Weise ein ehemaliger Bundesligacrack – raffte sich das TSV-Team zu einer vorbildlichen kämpferischen Leistung auf, die den arg überraschten Platzherren heftig zu schaffen machte. Derlei Erfahrungen setzen sich irgendwo im Hirn fest und blockieren Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. So auch bei der TG, die trotz der engagierten Unterstützung von den Rängen im dritten Satz wie gelähmt erschien. Sicher brachte der TSV diesen Spielabschnitt zum für ihn guten Ende.
Ganz so leicht wollte es die Auertruppe ihren Gästen jedoch nicht machen und entschloss sich, im vierten Durchgang die Zähne zu zeigen. Dies gelang in allen Mannschaftsteilen überzeugend, zumal die Männer des TSV zu keinerlei Gegenwehr auch nur im Ansatz im Stande waren. In dieser Phase überzeugte die TG durch konsequentes Blockverhalten und konnte ihre Angriffe teils mit Brachialgewalt, teils durch Finten überzeugend durchbringen.
Es sollte, wie der abschließende TieBreak zeigte, ein Zwischenspiel sein, denn die Bad Saulgauer Truppe erwies sich als grundlegend erholt und packte ihre Folterinstrumente aus, als da waren solide Annahmen und reihenweise schnelle, erfolgreiche Attacken. Im Nu zeigte der Spielstand die TG mit vier Punkten im Rückstand. Auch zwei relativ schnelle Auszeiten von Peer Auer nützten nichts. Erst kurz vor Satzende beim aussichtslosen Stand von 9:14 hielt die TG dagegen und kam zu Punkten. Ein vermeidbarer Fehler am Netz entschied letztlich dieses für die Zuschauer stets interessante, spannende und in Phasen hochklassige Match.
Über dem Geschehen auf TG-Seite aber lag etwas Wehmut angesichts des vor dem Spiel angekündigten Rückzugs von Trainer Peer Auer. Der jüngst zum Vater avancierte Coach möchte zumindest eine Zeit lang aus der ersten Reihe zurücktreten und die Arbeit mit dem ersten Herrenteam in andere Hände legen. Für diesen verdienten Sportsmann wäre ein Erfolg im letzten Spiel wenigstens menschlich gesehen, die gerechte Belohnung gewesen. Wieder einmal hatte sich die alte Weisheit bewahrheitet, Gerechtigkeit gibt es im Sport so wenig wie im normalen Leben.