Ein klarer Sieg zur rechten Zeit
TG-Oberligisten leisten beim 3:0 (25:22, 25:16, 25:17) gegen die TG Nürtingen Wiedergutmachung
Von Franz Vogel
Es war ein komplett anderes Spiel, als die Vorstellung der TG-Damen drei Stunden zuvor. Die leidenschaftliche Auseinandersetzung zweier Mannschaften auf Augenhöhe war in dem Duell des Tabellendritten gegen den Letzten der Rangliste nicht zu erwarten und trat auch nicht ein. Über die kompletten drei Spielabschnitte hinweg erlebten die ca. 70 Zuschauer die TG-Herren als überlegen und dennoch beseelt vom Wunsch, dem Publikum etwas zu bieten.
Die TG Nürtingen war mit einem soliden Aufgebot von elf Spielern angereist, durchwegs gestandene Volleyballer, gut ausgebildet, individuell stark, als Kollektiv jedoch hat sich diese Mannschaft, zumindest bis jetzt, nicht gefunden. Der Nürtinger Spielertrainer ist – man weiß das seit Jahren – mit einem körperlichen Handicap geschlagen, doch in seiner Rolle als Zuspieler und Spielmacher ist er für sein Team unverzichtbar. Seine überaus exakten und sicheren Pässe sind eine Augenweide anzusehen, an diesem Abend allerdings kamen sie viel zu selten zum Zug. Die Gründe dafür lagen bei der TG, die unter anderem ein ordentliches Aufschlagverhalten an den Tag legte, das man in den letzten beiden Spielen schmerzlich vermisst hatte.
Bereits mit diesen Aufschlägen und es gilt für alle Bad Waldseer Spieler, verursachte die einheimische TG bei der Auswärtigen gewaltiges Durcheinander, womit ein geordneter Aufbau, der das Nürtinger Spiel immer gefährlich macht, verunmöglicht wurde. So gingen die Männer von Trainer Peer Auer sofort in Front und führten rasch mit sechs Punkten Vorsprung. Bemerkenswert dabei der Einsatz des Youngsters Simon Bergmann auf der Mittelblockerposition, dem Auer erstmals von Anfang an das Vertrauen ausgesprochen hatte. Bergmann zeigte sich mit all seinen Möglichkeiten dieses Vertrauens würdig und war in den zwei Sätzen, die er spielte, ein sicherer Kandidat für erfolgreiches Blocken und den einen oder anderen erfolgreichen Angriffsschlag.
Gegen Ende des ersten Durchgangs entwickelte sich im Team der stets hoch führenden TG jenes Verhalten, das die Trainer gemeinhin auf die Palme bringt, jene Mentalität die am besten umschrieben ist mit dem Satz: „Wir schaffen das Ganze heute auch mit 80 %.“ Nürtingen verfügt über routinierte und erfahrene Cracks, die diese TG-Einstellung sofort bemerkten und entsprechend Punkte gewannen. Zwei erfolgreiche Schnellangriffe der TG über die Mitte des Netzes und am Ende ein technischer Fehler der Gäste brachten aber doch die Satzentscheidung.
Im zweiten Spielschnitt ging die Bad Waldseer TG zunächst etwas bedächtiger ans Werk und erarbeitete sich bis zum 9:6 eine knappe Führung. Daran schloss sich die spielerisch stärkste Phase der Weißschwarzen an. Mit absolut sicheren Annahmen unter anderem von Libero Pascal Eisele wurde Zuspieler Simon Scheerer bedient, der daraufhin ein kleines Feuerwerk an Zuspielqualitäten abbrannte. Immer wieder krachende Schnellangriffe in der Mitte, wo Manuel Perner sich auszeichnete, oder aber punktgenaue Anspiele auf die Außenpositionen für Lucas Romer und Julian Niedermayer. Perfekte Rückraumangriffe, wenn Diagonal Pirmin Dewor fast schwerelos durch die Luft segelte um den Ball unerreichbar auf des Gegners Boden zu jagen. Die Verwandlung des Satzballes oblag dem jungen Simon Bergmann nach schnellem Zuspiel Scheerers.
Jetzt konnte sich Peer Auer den Luxus leisten, alle seine Spieler aufs Feld zu bringen, da die Überlegenheit sehr deutlich schien. Die Frage war, wie sich diese Ergänzungsspieler in der harten Realität zurecht finden würden. So trug im finalen Abschnitt dieses Spiels die Mannschaft der TG Bad Waldsee ein neues Gesicht. Zu Scheerer, Perner und Romer stießen Bastian Goll und Julian Niedermayer, fürSimon Bergmann kam Ralf Sauerbrey zum Zug. Alle drei ließen sich ihre Chance nicht entgehen. Sauerbrey fand zu alter Sicherheit zurück, während Julian Niedermayer durch spektakuläre Abwehraktionen und kluge Angriffsbälle glänzte. Bastian Goll brachte auf der diagonalen Position mehr und mehr seine Bälle durch, war auch zuständig für den alles entscheidenden Matchball.
Ein sicherer Sieg der TG Bad Waldsee, der aber nicht überbewertet werden sollte. Peer Auer war sichtlich zufrieden, nach langen Wochen wieder einmal taktisch experimentieren zu können. Noch zufriedener dürfte er über sein Wissen sein, auf der Bank gute Ergänzungsspieler zu besitzen. Der nächste Gegner heißt Stuttgart, gespielt wird in dessen Halle und bei ihm handelt es sich um einen der großen Ligafavoriten.
Es spielten: Ralf Sauerbrey, Simon Bergmann, Manuel Perner, Julian Niedermayer, Bastian Goll, Jan Herkommer, Lucas Romer, Simon Scheerer, Pascal Eisele.