Spielbericht Herren 1 – Oberliga – TG Bad Waldsee vs. ASV Botnang

Der ASV Botnang zeigt der TG die Grenzen auf

Deutliche 0:3 (18:25, 28:30, 23:25) Heimniederlage der TG Bad Waldsee in der Volleyball-Oberliga

Von Franz Vogel

Eine Klatsche. Eine schallende Ohrfeige für die TG, verabreicht von einer Gastmannschaft, die als Aufsteiger unbeschwert und locker, allerdings mit absolutem Siegeswillen ausgestattet, auftrat. Dabei hätte es von der aktuellen Tabellensituation für die TG nicht besser stehen können. Hatte doch der bisherige Spitzenreiter Ludwigsburg zuhause gegen den Tabellenzweiten Schmiden  verloren. Falls die TG als Tabellendritter ihr Heimspiel gewonnen hätte, wäre sie auf Tuchfühlung zur absoluten Tabellenspitze gelegen. Hätte und wäre.

Offensichtlich geisterte diese Erkenntnis in den Köpfen der Auermänner, die in trauter Gemeinsamkeit ihre wahre Leistungsfähigkeit auch nicht annähernd nachweisen konnten. Jenseits aller Lockerheit und mental wie angeschlagen wirkend, stolperte Weißschwarz durch das Match, lediglich Manuel Perner schien halbwegs auf der Höhe des Geschehens zu sein. Der ASV Botnang war gerade die richtige Mannschaft, um die Schwäche der Gastgeber gnadenlos auszunutzen. Frühzeitig erkannten die Unterländer ihre Chance und nutzten sie überaus überzeugend.

Die Schlüsselszenen der Begegnung fanden zu Ende des zweiten Satzes statt, als die TG nach einem nahezu ausgeglichenen Spielverlauf einen kleinen Vorsprung des ASV ausgleichen konnte und ihrerseits beim Stand von 24:21 zu drei Satzbällen kam. Alle drei Chancen konnten die Platzherren nicht nutzen, zu überhastet und kopflos wurden die Angriffe vorgetragen. Dass der ASV in Folge ebenso weitere fünf Satzbälle verschlug, spricht für den Kampfgeist der TG. Beim Stand von 28:29 allerdings waren die Auer-Schützlinge vom Glück verlassen und mussten einen eher harmlosen Angriffsball passieren lassen.

Begonnen hatte das Match mit deutlichen Ausrufezeichen der Gäste, die in atemberaubender Schnelligkeit mit bis zu sieben Punkten Vorsprung davonzogen. Das Spielgeschehen gestaltete sich wie im Hinspiel, als der ASV ein munteres Scheibenschießen veranstaltete und das absolut unzureichende Blockverhalten der TG gnadenlos bestrafte. Bevor sich die TG von diesem Anfangsschock erholt hatte, war der erste Spielabschnitt hoch verdient für die Gäste gelaufen. Die TG hätte in Erinnerung an das Hinspiel wissen müssen, mit welch überfallartiger Spielweise die Botnanger Mannschaft an so eine Aufgabe geht.

Die überaus zahlreichen Zuschauer – es waren zwei Stunden nach dem Damenspiel ihrer wieder über hundert in der Halle – rieben sich die Augen und fragten sich ratlos, wo der so geliebte und erfolgreiche Powervolleyball der letzten Begegnungen geblieben war. Stumpf zeigten sich die Hauptwaffen Diagonal- und Außenangriffe, zögerlich die Aufschläge und unzureichend das Annahmeverhalten. Lediglich ab und zu blitzten die Möglichkeiten der TG auf, viel zu wenig allerdings um einem glänzend eingestellten und bestens disponierten Spielpartner ernsthaft Paroli bieten zu können.

Entsprechend verlief dann auch der finale Durchgang. Zunächst hatten die Gastgeber reichlich Mühe, den verständlichen Schock des vorangegangenen Satzkrimis zu verdauen und gerieten klar in Rückstand. Dieser verringerte sich zum Satzende zwar, doch hatte man eigentlich nicht den Eindruck, die TG könnte das Match noch einmal zu ihren Gunsten gestalten. Passend zum Verlauf des gesamten Duells war es ein verunglückter Abwehrball des ASV, der auf skurrile Weise den Weg auf den Boden des TG-Felds fand und als letzter Bigpoint die Partie entschied.

Nach diesem Spiel bleibt die TG zwar weiterhin auf einem soliden dritten Tabellenplatz, verzeichnet aber einen satten Rückstand zu den beiden vorderen Teams und spürt den Tabellenvierten aus Botnang ganz eng im Nacken. Wie sehr diese bittere und verdiente Heimniederlage die Kurstädter wirklich durchgeschüttelt hat, wird der nächste Spieltag zeigen, wenn es auswärts gegen den erklärten Abstiegskandidaten Nürtingen geht.