Peer Auer ist für Coach Peter Gropper eingesprungen

Nach Startproblemen marschiert die TG Bad Waldsee
Herren-1

3:1 (21:25, 25:16, 25:13, 25:20) Auswärtssieg beim Tabellenvierten TG Nürtingen sichert die Tabellenspitze

Von Franz Vogel

Wie ausgeglichen und unberechenbar sich die Volleyball-Oberliga entwickelt hat, konnten die zwei Handvoll Fans aus der Kurstadt beim Namensvetter in Nürtingen erleben. Vor einer für Unterländer Verhältnisse stattlichen Zuschauerkulisse ging ein Match über die Bühne, das phasenweise hochklassigen und rassigen Volleyballsport bot. Das lag an beiden Kontrahenten, die keinesfalls gewillt waren, dem Gegenüber irgendwelche billigen Vorteile zuzugestehen, die vielmehr Kampfkraft und spielerische Variabilität im reichen Maß in die Waagschale werfen konnten.

Waren die Einheimischen noch vor Jahresfrist in akute Abstiegsnot geschlittert, sah man erstaunlicher Weise eine Heimmannschaft, die sich einerseits verstärkt, andererseits zum Guten weiter entwickelt hatte. So war denn auch das Staunen des Tabellenführers aus Bad Waldsee groß, als die Aufschläge des Spielpartners millimetergenau das Waldseer Feld erreichten und ein zielführendes Aufbauspiel der Gäste nachhaltig verhinderten. Die Ungenauigkeit des eigenen Service und auch ein unzureichendes Block- und Abwehrverhalten taten ein Übriges für einen für beide Seiten überraschenden Satzverlauf. Etwas glücklich, doch hoch verdient konnten sich die Gastgeber demzufolge Durchgang eins sichern.

Jetzt war Peer Auer, der frühere Trainer des Tabellenführers gefordert. Er, der das Team ins Oberhaus geführt und erkennbar nach seiner Vorstellung der Sportart Volleyball geformt hatte, war für den verhinderten Coach Peter Gropper eingesprungen. Ob er die Männer der Saison 14/15 mit seinen Anweisungen erreichen würde, war jetzt die Frage. Die Antwort darauf gab die Mannschaft geschlossen mit einer nunmehr tadellosen Gesamtleistung. Ob Libero Pascal Eisele und die Annahmespieler Jan Herkommer und Lucas Romer, später auch Axel Bloching, die Defensive der Waldseer TG stand bombensicher und nur ganz wenige gegnerische Bälle wurden nicht entschärft.

Dazuhin hatte Zuspieler Simon Scheerer einen wirklichen Supertag erwischt, ob es sich um seine krachenden Sprungaufschläge handelte, oder um seine auch aus aussichtslosen Positionen gespielten Vorlagen – stets hatten seine Aktionen Hand und Fuß. In Folge dieser Spielstärke von Weißschwarz konnten die rot gekleideten Platzherren meist nur noch reagieren wodurch der Druck ihres Spiels empfindlich litt. Sowohl im zweiten, wie vor allem im dritten Satz verschoben sich die Gewichte des Spiels auffällig in Richtung Spitzenreiter.

Traumhaft sichere Schnellangriffe über die Mitte des Netzes, ausgelöst durch prächtige Annahmen und sicheres Zuspiel, vollendet durch die Mittelblocker Ralf Sauerbrey, Manuel Perner und den jungen Simon Bergmann brachten den Gästen einen schönen Punkt nach dem anderen. Auch der diagonale Hauptangreifer Pirmin Dewor wollte da nicht zurückstehen und brachte reihenweise harte oder sehr überlegt geschlagene Drivebälle auf des Gegners Feld.

Spannend entwickelte sich das hochattraktive Match im vierten und abschließenden Durchgang. Zunächst konnten sich die Einheimischen wieder fangen und führten bis Satzmitte aufgrund ihrer vorbildlichen Kampfstärke knapp aber verdient. Ausgelöst durch sechs Bloching-Aufschläge in Folge verschob sich danach der Spielstand zu Gunsten der Gäste. Weder Auszeiten noch Doppelwechsel auf Nürtinger Seite veränderten die Gewichte entscheidend. Zum Leidwesen der Einheimischen gab es anschließend überflüssiger Weise eine ganze Reihe von zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen, allesamt zu Ungunsten der TG Nürtingen.

In dieser das Spiel letztlich entscheidenden Phase verloren die Gastgeber verständlicher Weise sowohl ihre spielerische Linie, wie auch immer mehr ihre Nerven. So war es am Ende nach zwei abgewehrten Matchbällen ein ins Netz geschlagener Aufschlag, der einen unattraktiven Schlusspunkt unter das an sich reizvolle Duell setzte. Die TG Bad Waldsee wird sich in den nächsten Wochen auf die Rolle des Gejagten einzustellen haben. Schon kommenden Samstag geht es im fernen Waldenburg gegen den dortigen Aufsteiger.