Spielbericht Herren 1 – Oberliga – TSV Bad Saulgau vs. TG Bad Waldsee

Mit einer unnötigen und durchaus vermeidbaren 2:3 Niederlage beim Nachbarn TSV Bad Saulgau unterbrach das Team Herren I den angetretenen Siegeszug. Wenigstens bringt die neue Regel einer Mannschaft, die 2:3 verloren hat, noch einen Punkt.

Von Franz Vogel

TSV Bad Saulgau – TG Bad Waldsee 3:2 (25:21, 22:25, 25:21, 18:25, 15:12)

„Der Gast glänzt mit einer sehr guten Annahme und einem starken Angriffsspiel…“, dieser Satz stand im „Infoblättle“ des TSV Bad Saulgau anlässlich des Treffens mit der TG Bad Waldsee. Fast zuviel des Wohlwollens.  Die Bad Saulgauer hatten es gut gemeint und täuschten sich dennoch. Es klingt im Nachhinein geradezu nach schwarzem Humor. Die TG trat weder annahme-, noch abwehr- oder gar angriffsstark auf. Im Gegenteil. Man muss sich als Kenner dieser Truppe zu einer derartig desolaten Mannschaftsleistung schon sehr weit zurück erinnern.

Was war geschehen? Bekannter Weise verfügt der an diesem Tag selbst angeschlagene Peer Auer in seinem Herren I-Team nur über einen oberligatauglichen Zuspieler. Simon Scheerer, dem allein die Verantwortung im zentralen Spiel und somit über einen geordneten Aufbau bei der TG obliegt, erlitt zwei Tage vor dem Spiel einen Unfall. Der Arzt erteilte Sportverbot, damit stand die Mannschaft praktisch ohne Kopf da. Trotzdem musste eine Lösung gefunden werden. Nachdem Lucas Romer in längst vergangenen Jugendspielzeiten sich als Zuspieler einen Namen gemacht hatte, erklärte er sich bereit, die schwierige Aufgabe zu übernehmen. Nun sind aber Jahre ins Land gegangen und Romer hat sich längst zu einem zuverlässigen Annahme-Außenangreifer entwickelt.

Seine Position auf der Außenbahn übernahm Rico Gold-Jaudas, der seinerseits wiederum die letzten Monate stets als Libero aufgelaufen war, längst nicht mehr als Angreifer und Annahmespieler trainiert hatte. Damit war die Stammsechs, die noch am vergangenen Samstag eine tadellose Gesamtleitung gebracht und den SV Fellbach deutlich in die Schranken gewiesen hatte, nachhaltig gesprengt. Als ob das allein nicht schon genügt hätte, schlich sich im Laufe verschiedener Spielabschnitte in die Psyche selbst der routiniertesten TG-Cracks eine unerklärliche Versagensangst, die zu einem Spiel mit angezogener Hand- und durchgetretener Fußbremse führte.

Der heimische TSV, selbst von einem ungewöhnlichen Verletzungspech gebeutelt, brauchte eine gewisse Zeit, um sich aller Schwächen der als Favorit angereisten Gäste bewusst zu werden. Auch bei den Schwarzachtälern fehlte nach Weggang ein oberligaerfahrener Zuspieler, dementsprechend lief auch das Aufbauspiel der Platzherren bedächtig und durchschaubar. Einzig die mächtigen Angriffe eines Michael Kasprzak und das gekonnte Blockspiel des bundesligagestählten Routiniers Andreas Beyrle entsprachen Oberligaansprüchen.

Die überaus zahlreichen Zuschauer in der Sporthalle im Kronried erlebten denn auch ein Match, dessen Niveau wohlwollend mit unterdurchschnittlichem Landesligavolleyball bezeichnet werden muss. Diese stimmungsvolle Kulisse hätte ein besserklassiges Spiel verdient gehabt. Zu allem Überdruss passte sich der erste Schiedsrichter dem kläglichen Spielniveau nahtlos an und pfiff einige haarsträubende Fehlentscheidungen. Die sportliche Gerechtigkeit blieb allerdings erhalten, denn beide Duellanten kassierten gleichmäßig die entsprechenden Nachteile.

Die Gäste führten bereits mit 6:1 im ersten Durchgang, als sich in ihr Spiel der ungute Geist des „wir gewinnen auch mit halber Kraft“ breit machte. Mit nachhaltigen Folgen. Mehr und mehr übernahmen die TSV-Männer das Kommando und brachten dank ihrer unkomplizierten, zielorientierten Spielweise den Satz sicher nachhause. Sehr hoch ging wiederum die TG in Durchgang zwei in Front, als sich wie schon vorher Bruder Schlendrian einschlich, dieses Mal glücklicher Weise erst zu Ende des Spielabschnitts, den die Weißschwarzen denn auch glücklich vollendeten.

Im folgenden Durchgang ging bei der TG so gut wie gar nichts mehr zusammen, alle guten Vorsätze blieben auf der Strecke, sogar der Kampfgeist wollte sich nicht mehr einstellen. Die besten Phasen erlebten das Team im vierten Satz, als – es muss einfacheingeräumt werden – die Saulgauer zwei Verletzungen in ihrem ohnehin knappen Aufgebot zu verkraften hatten. Sicher erreichte die TG auf diesem Weg den TieBreak und es hätte klappen müssen, diesen zu gewinnen, zumal der TSV wirklich auf den letzten Reserven kämpfte. Trotz zweier Punkte Vorsprung von 9:7 reichte es der TG dennoch nicht. Irgendwie schien die Mannschaft nicht an sich zu glauben und eine unendliche Reihe von individuellen Fehlern machte das Ganze auch nicht besser. In unseliger Verbindung mit der stets fehlenden Konzentration ging das Spiel schließlich dorthin, wo es die Waldseer nicht haben wollten. In eine 2:3 Niederlage, die mehr als vermeidbar war.

Peer Auer nach dem Spiel: „Wenn mir jemand bei der Anfahrt gesagt hätte, ihr erreicht einen Punkt, hätte ich das mit Begeisterung akzeptiert. Jetzt nach dem Spiel sage ich: Es wäre noch nie in unserer ganzen Oberliga- und Landesligazeit so leicht gewesen, einen glatten 3:0 Sieg in fremder Halle einzufahren. Hoffentlich war es ein Warnschuss zur rechten Zeit.“

Es spielten: Lucas Romer, Jan Herkommer, Manuel Perner, Ralf Sauerbrey, Bastian Goll, Rico Gold-Jaudas, Daniel Scheerer, Pirmin Dewor.