TG entzaubert den Spitzenreiter
3:0 (25:18, 25:18, 25:23) Heimsieg gegen SG Schmiden/Korb
Der Tabellenführer aus der Stuttgarter Vorstadt besaß vor seiner Auswärtsaufgabe beim Tabellendritten TG Bad Waldsee satte fünf Punkte Vorsprung vor seinen Ligakonkurrenten. Sein saisonales Restprogramm scheint relativ leicht, sieht man ab vom letzten Spieltag, an dem das Team beim Tabellenvierten Botnang anzutreten hat. Die Mannschaft um den olympischen Bronzemedaillengewinner Jörg Amann konnte also halbwegs gelöst nach Oberschwaben fahren. So äußerte sich auch der SG-Trainer vor Anpfiff des Spiels, dass man schon gewinnen wolle, das Wichtigste aber sei, ohne Verletzungen über die Runden zu kommen.
An diesem Sonntagnachmittag hatten die Unterländer allerdings das Pech, auf eine TG-Vertretung zu stoßen, die sich in diesem Spiel von der schönsten Seite zeigte. Praktisch ohne Schwachpunkte, spielerisch meist variabel und kreativ, dank eines glänzend bedienten und bestens disponierten Zuspielers in Gestalt von Simon Scheerer.Kämpferisch auf den Punkt motiviert, brachten die Weißschwarzen aus der Kurstadt ihre Gäste an die Grenzen ihrer nicht unbeträchtlichen Volleyballkunst.
Das Volleyballspiel – man weiß es mittlerweile zur Genüge- beginnt mit der Ballannahme bei gegnerischen Aufschlägen. Diese Annahmespieler tragen entscheidende Verantwortung, dadurch, dass sie ihre Bälle möglichst punktgenau zum Zuspieler bringen müssen. Am besten weit vorne ans Netz, wo dieser, je nach Spielidee seine Bälle an die Angreifer verteilen kann. Diese Aufgabe erledigten Jan Herkommer, Lucas Romer und der seit Wochen in blendender Form spielende Libero Pascal Eisele. Selten musste Scheerer missglückten Annahmebällen hinterherlaufen, war dies jedoch der Fall, gelangen ihm dennoch meist verwertbare Vorlagen.
Von diesem überlegten und meist gelingenden Spielaufbau profitierte in erster Linie Diagonalspieler Pirmin Dewor, dem ein wahres Feuerwerk an mächtigen Schmetterbällen gelang, spektakulär besonders dann, wenn er, geradezu durch die Luft segelnd, aus dem Rückraum zum Angriffsschlag ausholte. Nicht ganz so erfolgreich agierte er bei seinen Blockaktionen, was allerdings den Spielverlauf weniger beeinflusste, als seine herausragende Angriffsleistung.
In der Mitte des Netzes vertraute Trainer Peer Auer an diesem Tag den älteren erfahrenen Cracks in Gestalt von Manuel Perner und Ralf Sauerbrey. Beide setzten in schönen Abständen ihre Blocks und erstickten die brachialen Angriffsschläge ihrer Gegenspieler. Zusätzlich setzten beide Duftmarken in schnellen Gegenangriffen und cleveren Lobbällen. Auch die Außenangreifenden Herkommer und Romer spielten in diesem Konzert ihre tragenden Rollen.
All dem hatten die Gäste außer gutem Willen, gewisser kämpferischer Kraft und einer an diesem Tag allerdings unzureichenden Routine nichts Nennenswertes entgegenzusetzen. Ob das häufige Protestieren beim Schiedsgericht den Ligaprimussen wirklich gedient hat, mag ihr Geheimnis bleiben. Gleichwohl darf aus Waldseer Sicht durchaus bestätigt werden, dass die Heimmannschaft bei strittigen Entscheidungen ganz bestimmt nicht benachteiligt wurde.
Der Spielverlauf sah in den ersten beiden Durchgängen beide Teams bis zur Satzmitte gleich auf. Immer dann hatte sich das TG-Kollektiv gefunden, gestaltete konsequent mit äußerster Konzentration sein Spiel und ergatterte Punkt um Punkt. Gegnerische Auszeiten und Auswechslungen verpufften.
Etwas ausgeglichener gestaltete sich der finale Satz, in dem die TG ihrem kraftraubenden Spiel Tribut zu zollen hatte und die allerletzte Konzentration vermissen ließ. Doch standen am Ende zwei Matchbälle zu Buche, deren zweiter zur Beute einer Blockaktion des Hauptpunktesammlers Pirmin Dewor geriet. Ein klarer Sieg der TG stand damit zu Buche und die begeisterten Fans fragten sich, warum die Mannschaft eine solche brillante Leistung nicht jedes Mal in die Halle bringt.
Mittlerweile trennen die Mannschaften noch zwei Punkte, dazwischen liegt der MTV Ludwigsburg. Eben dort treten die Auer-Männer am kommenden Wochenende zum nächsten Spitzenspiel an. Sollte der Coup des Heimsieges aus der Hinrunde noch einmal gelingen, werden die drei letzten Spiele entscheiden, wer sich Ende März Meister der Oberliga nennen darf. SG Schmiden/Korb, MTV Ludwigsburg oder gar die TG Bad Waldsee.