Spielbericht Herren 1 – Oberliga – TG Bad Waldsee vs. MTV Ludwigsburg

TG-Herren setzen ein dickes Ausrufezeichen

3:2 (32:30, 21:25, 25:21, 13:25, 15:8) Erfolg nach hartem Kampf gegen Tabellenführer MTV Ludwigsburg

von Franz Vogel

Ein ganz besonderer Abend in der Sporthalle der Eugen-Bolz-Schule. Nach dem Damenkrimi über fast zwei Stunden folgte ein weiteres Mammutmatch der TG-Herren über geschlagene 140 Minuten. Die annähernd 100 Zuschauer hatten ihr Kommen nicht zu bereuen. Sie erlebten Volleyball vom Feinsten in all seinen Facetten. Athletik, Schlaghärte, Dramatik, Spielkunst, zelebriert von zwei Mannschaften, deren eine in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat. Am Ende wusste das fachkundige Publikum warum. Der MTV Ludwigsburg steht vollkommen zu Recht an der Spitze des Oberhauses – und wird dort, wenn nicht viele Wunder geschehen, auch bis zum Ende bleiben. Niederlage in der Kurstadt hin oder her.

Es wehte so ein bisschen Regionalligaluft durch die Halle, als die rotschwarz gekleidete Truppe aus der Barockstadt furios in den ersten Satz startete. Keine Zweimeterriesen, aber dennoch groß genug gewachsen, um gepaart mit einer auffällig dynamischen Sprungkraft, in Höhen abzuschlagen, die so manchen TG-Block zum Misserfolg zwang. Dieses Feuerwerk zu Beginn verlor jedoch nach einer ersten Auszeit Peer Auers an Leuchtkraft, denn von da an ging es etwas ausgeglichener hin und her. Viermal bis zum Stand von 24:24 hatten die TG-Cracks Vierpunkte-Rückstände aufgeholt. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es einen Spaziergang des Spitzenreiters nicht geben würde.

Diese erreichten in der Folge insgesamt sieben Satzbälle, die allesamt eine Beute der aufopferungsvoll und vor allem mit Köpfchen agierenden weißschwarzen Gastgeber wurde. Wie es im Sport gängiger Brauch ist, geschieht meist auf eigener Seite Entscheidendes, wenn es auf der anderen Seite nicht gelingt, vollendete Tatsachen zu schaffen. So flog ein harter Schmetterball des MTV knapp ins Aus, Satzball beim Stand von sage und schreibe 31:30 für die TG. Jan Herkommer bewies eiserne Nerven, servierte einen nicht scharfen, aber ungemein platzierten Flatterball ins MTV-Feld, wo man des trudelnden Balls nicht Herr wurde und nach 40 Minuten Satzspielzeit diesen vollkommen überraschend abgeben musste.

Lange Zeit steckte den Barockstädtern diese böse Überraschung in Kopf und Knochen. Deutlich ging die TG in der Folge in Führung, bis sich zur Satzmitte das Ludwigsburger Powervolleyball in voller Härte wieder einstellte. Die Waldseer Stammsechs mit Perner, Sauerbrey, Herkommer, Romer, Scheerer, Dewor und Eisele als Libero hatte nun alle Hände voll zu tun. Kurzzeitige Einsätze der Ergänzungsspieler Bastian Goll, Axel Bloching und Julian Niedermaierbrachten zwar Luft für die Stammspieler, trotzdem verbuchte der MTV das bessere Ende für sich.

Der exakt umgekehrte Verlauf bot sich im dritten Durchgang. Jetzt führte der MTV relativ sicher, bis sich die TG ihrer Fähigkeiten besann und mit Macht dagegen hielt. Wieder war es eine geschlossene Leistung des einheimischen Teams, in dem ohne Schwachstellen jeder seine Möglichkeiten ausschöpfte, ja übertraf. Letztlich sicher brachte sich die TG in Vorteil mit diesem zweiten Satzerfolg. Schon wuchsen auf den Rängen die Hoffnungen, gegen den hohen Favoriten vielleicht doch einen 3:1 Sieg schaffen zu können.

Vielleicht waren die TG-Spieler selbst von dieser Vorstellung fasziniert, denn es bestimmte zu viel Selbstsicherheit das Spiel der Gastgeber und die Strafe des exzellenten Spielpartners folgte postwendend. Zwei Auszeiten verpufften und relativ früh erkannte Auer den wohl sicheren Verlust dieses Spielabschnitts. Im Wissen um den anstehenden TieBreak wechselte er für Simon Scheerer seinen jüngeren Bruder Daniel auf der zentralen Position ein, gab auch Simon Bergmann als Mittelblocker eine längere Chance. Ein deutliches Schlussergebnis stand an, allenfalls spannend stellte sich die Frage, ob die Ruhepause für die ausgewechselten Stammspieler reichen würde.

Sie reichte. Von Beginn an setzten die TG-Männer ihre Duftmarken, herausragend dabei immer wieder Ralf Sauerbrey mit seinen gefürchteten langen Aufschlägen, die entscheidend anzunehmen und zu verwerten den Ludwigsburgern größte Probleme aufbereiteten. Beim Stand von 8:4 wurden die Seiten letztmals gewechselt. Die Halle war nun ein Tollhaus, die Riesenüberraschung zum Greifen nahe. Jetzt schien die MTV-Souveränität dahin, denn eine ganze Reihe von Unsicherheiten brachten der TG mehrere Matchbälle, deren zweiter durch einen präzisen Flatteraufschlag des überaus zuverlässigen Jan Herkommer den Sieg brachte.

Selbst in Ehren ergraute Fans wollten sich nicht an ein Spiel dieser Klasse mit einer derartigen Verbissenheit beider Seiten erinnern. Mit diesem Erfolg zählt die TG an dritter Stelle der Tabelle liegend zu den Teams, die man schlagen muss, um vorne mitzumischen.

 

Dem Spiel allerdings drückten Ralf Sauerbrey, Jan Herkommer und Simon Scheerer auf, letzterer seit Wochen in blendender Form und als Zuspieler mit großer Verantwortung.