Nach großem Kampf unterliegen die TG-Damen
Die 1:3 (23:25, 20:25, 25:22, 26:28) Niederlage gegen den MTV Ludwigsburg zeigte auch die Stärke des Teams
Von Franz Vogel
Gemeinhin zeigt sich ein Trainer nach der Niederlage seiner Mannschaft etwas niedergeschlagen oder hadert gar mit dem sportlichen Schicksal. Dies um so mehr, als sein Team erst nach großem Kampf, vorbildlichem Einsatz und mit sehr viel Gegenwehr die Niederlage zu akzeptieren hatte. Nicht so Jürgen Herkommer. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat über weite Strecken heute weit über ihrem Limit gespielt, alle meine Damen haben mehr gezeigt, als man von ihnen erwarten konnte. Was will ich als Trainer mehr erreichen.“
Ins gleiche Horn stieß die Trainerin des MTV-Damenteams, die im Gespräch hohe Achtung vor der Leistung der TG-Truppe durchklingen ließ: „Warum diese Mannschaft so weit hinten steht, ist mir schleierhaft.“ Immerhin steht der MTV Ludwigsburg mit seinem Damenteam auf einem sicheren zweiten Tabellenrang, während die Gastgeberinnen den Blick schon arg nach hinten richten müssen. Dennoch wird der Knoten irgendwann platzen und endlich auch einmal Punkte eingefahren werden. Einig waren sich Trainer und Experten zumindest darüber, den mit Abstand besten Saisonauftritt der TG-Frauen erlebt zu haben.
Von Beginn an war der Wille der Gastgeberinnen zu spüren, sich nicht wie ein ängstliches Kaninchen vor der Schlange zu verstecken. Vielmehr ging die TG mit viel Mut, kalkuliertem Risiko und einer gewissen Selbstsicherheit ins Rennen. Wie der Trainer dieses geschafft hat, wird sein Geheimnis bleiben, denn nach den letzten Auftritten schien dieses Selbstvertrauen wie weggeblasen. So aber erarbeitete sich die TG-Vertretung genügend Chancen, um eine knappe Führung von drei, vier Punkten zustande zu bringen. Dieses gelang bis kurz vor Ende des Eröffnungssatzes. Was dann eintrat, hatte man in dieser ersten Oberligasaison einer TG-Damenmannschaft zur Genüge erlebt: Kleine Unaufmerksamkeiten führten zu vermeidbaren Fehlern, die einem Team der Ludwigsburger Preisklasse willkommene Beute waren. Der knappe Satzverlust als Folge tat weh.
Wesentlich besser hatte sich das Gästeteam in Teil zwei auf die Spielweise der TG eingestellt. Zwar zogen die Platzherrinnen zunächst auf 6:2 davon, doch veränderte sich das Bild nach einer MTV-Auszeit mit deutlicher Ansprache entscheidend. Um die Satzmitte dominierte das Unterländerteam nicht gerade nach Belieben, aber doch deutlich, allein auf Grund nachlassender Konzentration auf TG-Seite. Gegen Satzende setzte sich die Cleverness und auch die mannschaftliche Geschlossenheit des MTV mit einem letztlich klar erspieltem Satzergebnis durch.
Jetzt war Jürgen Herkommer und seine Motivationskunst gefragt. Nach wie vor äußerlich ruhig erteilte er seine Anweisungen. Mit Erfolg. Jetzt war es plötzlich der MTV, der hinterherhechelte und auf ein zielgerichtetes Angriffspiel der TG lediglich reagieren konnte. Da nützte auch die Auszeit vor Satzende nichts, denn hoch verdient brachten die Damen um Karolin Prinz den Spielabschnitt nachhause.
Der Schlagabtausch in Satz vier hatte es in sich. Konsequent besann sich das junge Gästeteam auf seine Favoritenrolle und zog alle Register seines nicht unbeträchtlichen Könnens. Vier Punkte lag die TG immerhin Rückstand bei 16:20, als eine allerletzte Auszeit von Jürgen Herkommer die hochdramatische Endphase dieses Duells einläutete. Längst brauchte er nicht mehr an das Ehrgefühl der Seinen appellieren, denn diese wussten um ihre kleine Chance, die da hieß niemals aufgeben. Das Unerwartete gelang. Drei Matchbälle wehrten die TG-Damen bravourös ab, bevor ein letzter vermeidbarer individueller Fehler das Spiel entschied. Unter Wert geschlagen mit dem Fehlen des notwendigen Quäntchen Glücks, im Bewusstsein eine sehr gute Leistung abgelegt zu haben, konnten die Herkommer-Schützlinge hoch erhobenen Hauptes das Feld verlassen. Das überzeugte und sachkundige Publikum dankte es ihnen.
Es spielten: Hanna Thoma, Karolin Prinz, Laura Weber, Nadine Milbrath, Anne Kapitel, Martina Hartmann, Andrea Kempter, Rebecca Militz, Stefanie Notz, Nadine Späth