Schwer erkämpfter 3:1 (26:24, 19:25, 25:19, 25:22) Erfolg für die Damen der TG Bad Waldsee gegen den SSV Ulm
Von Franz Vogel
Ein ganz hartes Stück Arbeit hatten die Volleyballerinnen der TG Bad Waldsee zu leisten im Kellerderby der Damen – Oberliga. Mag auch das nackte Zahlenergebnis einen in der zweiten Spielhälfte relativ klaren Sieg suggerieren – dem war bei weitem nicht so. Zu absolut keinem Zeitpunkt konnte sich das spätere Siegerteam seines Sieges sicher sein, zu sehr verlief dieses Spiel als eine nervenaufreibende Achterbahnfahrt.
In deren Mitte standen neben den zahlreichen in Spannung gehaltenen Fans zu allererst beide Mannschaften, dann aber Trainer Jürgen Herkommer, dessen Körpersprache mehr und mehr seine ungemeine Anspannung verriet. Er hatte sehr genau um seine begrenzten Einflussmöglichkeiten gewusst. Mit nur einer Zuspielerin, mit einer Annahmespezialistin weniger, ohnehin mit schmalem Kader und unter terminlich schlechten Trainingsmöglichkeiten leidend, hatte Herkommer dieses Heimspiel zu bestreiten. Da die Gäste Tabellenletzter sind, war demnach ein Shootout um die rote Laterne angesagt.
Die Ulmer Damen ihrerseits wussten sehr genau um die Bedeutung dieses Richtung weisenden Duells. Entsprechend engagiert gingen sie zu Werke, sichtlich willens ihre ersten Oberligapunkte aus der Bad Waldseer Halle zu entführen. Zwei Mannschaften und ihre Trainer also, die unter schier unerträglichem Druck standen. Am Ende war klar, siegen würde die Truppe, die diesen Bedingungen am ehesten Widerstand leisten, im Laufe des Spiels vielleicht sogar mehr und mehr befreit aufspielen konnte.
„Meine Spielerinnen sind ungemein verkrampft ins Spiel gegangen. Man hat es bei vielen verunglückten Annahmesituationen gesehen. Meine Aufgabe war, diese Verkrampfung zu lösen, wie wusste ich selbst nicht genau.“ Jürgen Herkommers Kommentar nach dem Spiel spricht Bände. Und doch war es sein ungemein engagiertes Coachen und seine permanente Kommentierung der Spielzüge, die mit spielentscheidend waren. Es war auch sein deutlich demonstrierter Unwillen, wenn es gar nicht lief oder die Seinen mit dem Kopf irgendwo anders zu sein schienen, als auf dem Volleyballfeld. „Ich kann es partout nicht ertragen, wenn eine Spielerin im Ernstfall an irgendetwas anderes denkt, als ans Spiel.“
Und dann war da noch eine blutjunge Spielerin, die Mittelblockerin Rebecca Militz. Als Nesthäkchen dieser Mannschaft hätte man von ihr zuallerletzt die vorbildlichste Nervenstärke erwartet. Und doch war es so. Wenn ihre routinierten Mitspielerinnen ganz gewaltig an ihrem zerzausten Nervenkostüm zu knabbern hatten, war es Militz, die in kritischen, den Spielverlauf bestimmenden Phasen dem Match ihren Stempel aufdrückte. Als sich die TG-Damen im vierten Satz ungemein schwer taten und nur sehr schwer und am Ende ihrer körperlichen und mentalen Kräfte schienen, war sie es, die zur Satzmitte zwei krachende Blocks setzte und viel versprechende SSV-Angriffe eiskalt und trocken stoppte. Zwei Punkte auf die Habenseite der TG, die allerdings mitten ins Herz der ebenfalls aufopferungsvoll kämpfenden Spielpartnerinnen aus der Donaustadt trafen.
Hart gerungen wurde in diesem etwas vorzeitigen Abstiegsduell von Beginn an. Und zwar um jeden Ball. Mag spielerisch dieses Match bei weitem keine Oberligaansprüche erfüllt haben, bot es doch Höchstspannung und Kampf auf Biegen und Brechen. Wer mit derartigen Erwartungen die Eugen-Bolz-Halle besucht hatte, kam voll auf seine Kosten und so war es auch zu Ende von Durchgang eins, als sich nicht unbedingt eine Mannschaft durch überzeugendes Spiel durchzusetzen vermochte, sondern die glücklichere, vielleicht auch nervenstärkere.
Dasselbe galt mit umgekehrtem Vorzeichen für den zweiten Akt, den die Ulmerinnen bis kurz vor Satzende überlegen gestalteten. Erst zum Satzfinale hin gewann die Herkommertruppe an Boden und kam bis auf zwei Punkte an die bis dahin deutlich führenden Ulmerinnen heran. Zum Gewinn reichte es, geschuldet eigener Nervenschwäche und Unkonzentriertheit, nicht und ungute Erinnerungen kamen auf. Einige der letzten Spiele, hatten in den ersten beiden Spielabschnitten ähnliche Verläufe genommen.
Im dritten Durchgang wogte das Geschehen unentwegt hin und her. Etwas verbessert zeigte sich die Herkommertruppe allerdings im Aufschlag, wo Nadine Milbrath wie auch Rebecca Militz immer wieder Unordnung in die gegnerischen Reihen brachten. Offensichtlich neigten sich nicht zuletzt dadurch die mentalen Kräfte der Ulmerinnen ihrem Ende entgegen, denn durch zwei individuelle Fehler am Netz entschied sich Durchgang drei zu Gunsten der TG.
Mit diesem zweiten gewonnenen Satz war für die TG schon mal der erste Tabellenpunkt dieser Spielzeit erreicht. Doch musste es schon mehr sein. Allerdings fiel den Herkommer-Damen der Einstieg in den vierten Spielabschnitt nicht leicht, da sich die Gäste in der Satzpause offensichtlich gut erholt hatten. Vier Punkte hatten die SSV-Damen schon erarbeitet, als der TG-Block das Spiel in die andere Richtung zwang.
Verbissen wurde nun auf beiden Seiten weiter gekämpft, bis es nach einem wuchtigen Angriffsschlag seitens der TG 23:21 für die Gastgeber stand. Mit einer Auszeit suchte der SSV-Coach seine letzte Chance und prompt führte ein fehlerhafter Aufschlag der TG zum Anschluss. Atemlose Spannung in der Halle und wiederum Fehler des SSV. 24:23, Matchball für die TG. Am Aufschlag wiederum Rebecca Militz. Ihr scharf geschlagener, flacher Ball erreichte ohne gegnerische Berührung den Boden. Ein astreines As. Jubel bei der TG und ihren Fans, während in Herkommers Augen ein Glitzern nicht zu übersehen war.
TG: Hannah Thoma, Andrea Kempter, Nadine Milbrath, Laura Weber, Anja Klimsa, Stefanie Notz, Nadine Späth, Rebecca Militz und Martina Hartmann