Ein bisschen merkwürdig komme ich mir schon vor als Mann in einer Frauen-Sportgruppe. Ob die Situation für die acht TG-lerinnen an diesem Mittwochabend ebenfalls irgendwie seltsam ist? Zumindest scheint es nicht so. Wenn doch, merke ich davon nichts. Für mich wäre es ohnehin egal. Da muss ich jetzt durch.
Ich bin Heiko, seit 2016 Vorstand Öffentlichkeitsarbeit in der TG Bad Waldsee. Meine sportliche Leidenschaft ist die Kampfkunst Karate. In der TG habe ich inzwischen einige, jedoch längst nicht alle Angebote kennengelernt. Das wird sich jetzt ändern. Denn hin und wieder tausche ich den Karate-Gi gegen normale Sportklamotten und besuche eine der zahlreichen TG-Übungsgruppen. Was heißt „besuche“ − ich mache mit. Denn es heißt ja nicht umsonst:
Heiko macht … Ball meets Muddis
Die Übungsgruppe „Ball meets Muddis“ zählt zu den jüngsten in der TG-Familie. Die etwas unkonventionelle Bezeichnung sorgte bereits vor dem Start im Januar für Fragen. „Wirklich, nur für Mütter?“ Nein, natürlich nicht. „Wir sind offen für alle ballsportbegeisterten Frauen zwischen 16 und 60, die bei Sportspielen mit Ball den Puls spüren wollen, ohne sich auf eine Sportart festlegen zu müssen“, erklärt Übungsleiterin Anna Schoof.
Mehr muss ich für den Anfang nicht wissen, schließlich sind wir schon mittendrin. Ein paar Minuten drehen wir zur Erwärmung locker in der Halle unsere Runden. Das kleine Lauf-ABC mit Anfersen, Hopserlauf und seitlichem Wechselschritt bringt den Körper in Bewegung. Dass mein Kopf noch nicht im erwartet hohen Tempo arbeitet, merke ich beim folgenden Aufwärm-Fangspiel. Ich laufe ständig irgendwem hinterher. Zumindest solange, bis auch ich die Regeln durchschaut habe. Zum Glück passiert das, bevor mir endgültig die Puste ausgeht und wir noch ein paar stabilisierende und mobilisierende Übungen anschließen.
Was wollen wir spielen?
„Hat noch jemand eine Übung?“, fragt Anna. Schweigen, das kaum Spielraum zur Interpretation lässt. „Verstehe, ihr wollt spielen. Was? Basketball, Fußball …“. Es hätte mich überrascht, wenn jetzt alle Fußball gefordert hätten. Also gibt’s für jede(n) einen Basketball zum Einspielen. Nach ein paar Minuten noch reihum Korbleger. Wer drei versenkt, darf sich setzen. Ich hab zwar einen leichten Höhenvorteil, sitze dennoch erst als Dritter.
Dann geht’s los: Basketball, vier gegen fünf. Ich gehöre zum Viererteam. Ob das tatsächlich irgendwie zum Ausgleich der zahlenmäßigen Unterlegenheit taugt, wird sich zeigen. Nach den ersten zehn Minuten liegen wir mit 3:2 vorn. Kurze Pause. Dann schwächeln wir deutlich. Oder die Anderen spielen ihre Überlegenheit aus. Oder beides. Auf jeden Fall ziehen sie zügig mit zwei, drei, vier Körben davon. Von irgendwoher höre ich: „Nicht dass es dann heißt: Heiko macht … dass wir verlieren!“ Spaß, natürlich, Hier nimmt sich niemand zu ernst.
Eine leichte Irritation bezüglich der Angriffsrichtung im gegnerischen Team sorgt dafür, dass wir uns wieder fangen und aufschließen. „Letzter Angriff!“ läutet schließlich den Endspurt ein. Der bringt zwar keinen Korb mehr, aber dafür dann gegenseitiges Abklatschen kreuz und quer durch beide Teams. Wer gewonnen hat? Unwichtig. Spaß hatten offensichtlich alle. Ohne Schiedsrichter, Fouls und „Aus oder nicht Aus“- Diskussionen übrigens. Und ohne Korbtreffer blieb wohl auch niemand.
Zum Schluss der Klassiker: Völkerball
Uns bleibt noch eine gute Viertelstunde. Jetzt muss der Klassiker ran: Völkerball. Die Teams bleiben. Im ersten Spiel kann das Fünfer-Team die zahlenmäßige Überlegenheit noch in einen Sieg umsetzen. Im zweiten verbessern wir unser Zusammenspiel und gleichen aus. Vieleicht liegt’s auch daran, dass meine (AB-)Würfe „mit Schmackes“ attestiert bekommen. Dank des weichen und elastischen Balles bleiben sie ohne Nachwirkungen. Zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt. Fünf Minuten reichen für ein Entscheidungsspiel. Das läuft eindeutig. Noch ein Treffer. Punkt 22 Uhr der Schlusspunkt. Mit Schmackes. 😉
Kurz durchatmen, etwas trinken. Abschlussfoto. Mir hat’s Spaß gemacht. „Darfst mal wiederkommen“, lautet das Fazit aus der Gruppe. Das mache ich wohl eher nicht. Nicht, dass es keinen Spaß gemacht hätte – im Gegenteil. Aber ich glaube, es ist ganz gut so wie es ist bei „Ball meets Muddis“. Viel Spaß Euch weiterhin!
Mein Fazit: Beide Daumen nach oben: Hier kann jeder − nein: jede mitmachen, die ballsportbegeistert ist und sich fit halten will. Kein Leistungsdruck, dafür jede Menge Bewegung und Spaß für alle im Team. Einfach ausprobieren!
Ball meets Muddis – Ballsportfitness für Frauen in der TG Bad Waldsee,
Mittwoch, 20:15 bis 21:45 Uhr, Döchtbühlhalle,
Übungsleiterin Anna Schoof; Voranmeldung nicht erforderlich
Ihr wollt „Heiko macht …“ in Eurer TG-Übungsgruppe? Dann schreibt mir einfach eine E-Mail oder eine Nachricht auf Facebook!
Bildergalerie „Heiko macht … Ball meets Muddis“ (alle Fotos Christof Rauhut):